Die „richtige“ (erste) Büchse
Eines der spannendsten Themen, nach dem man den ersten Jagdschein gelöst hat, ist es, sich das richtige Werkzeug zu beschaffen. Wie so oft, wenn man über das Thema Ausrüstung spricht, kann man hier viel richtig und viel falsch machen, zu viel Geld ausgeben oder an der falschen Stelle sparen. Aber was ist richtig oder falsch, was ist zu viel oder zu wenig??? Auch hier fragt man zwei Jäger und bekommt min. fünf Antworten oder Meinungen, was man unbedingt machen oder lassen sollte. Darum kann ich an dieser Stelle nur meine Meinung wieder geben, die sich nun über die Jahre gefestigt hat, wohlwissend, dass ein anderer Jäger bzw. eine andere Jägerin dies komplett oder teilweise anders sieht.
Gut, dann fangen wir doch mal an, uns die Optionen und Möglichkeiten aufzubauen, die wir haben, um unseren Waffenschrank „sinnvoll“ mit den ersten Waffen zu bestücken, die uns möglichst lange auf der Jagd begleiten und zu uns und unserem Revier passen.
Für die Jagd auf Schalenwild benötigen wir eine Waffe, mit einem Kugellauf. Meist greift der Jäger von heute hier auf eine Büchse zurück. Diese kann es einschüssig, mehrschüssig, als Repetieren oder als Halbautomat geben. Zur Vollständigkeit sei noch erwähnt, dass es auch Vollautomaten auf dieser Welt gibt, diese sind aber (Gott sei Dank) bei uns in zivilen Händen verboten, da sie unter das Kriegswaffenkontrollgesetz fallen. Warum ich mich hier etwas umständlich ausdrücke? Na ja, es gibt auch noch die sog. kombinierten Waffen, wie z.B. einen Drilling. Hier sprechen wir in der „herkömmlichen Form“ (Suhler Bauart) von zwei Schrotläufen und einem Kugellauf. Natürlich gibt es hier dann auch die verschiedensten Kombinationen was Art und Kaliber angeht, aber das blenden wir an dieser Stelle einfach mal aus. Um auf das eigentliche Thema „Büchse“ für die Schalenwildjagd zurückzukommen, sollten wir uns an dieser Stelle fragen, was passt zu uns und welches Kaliber könnte für uns in Frage kommen und vor allem, für welchen jagdlichen Zweck brauchen wir diese Büchse denn später? Und, um noch einen weiteren Aspekt mit einfließen zu lassen, kaufen wir die Büchse neu oder gebraucht. Also, ihr sehr schon, viel zu viele Unbekannte, um in dieser Frage einen Schnellschuss zu machen (kleiner Wortwitz). Gut, genug der langen Vorrede, versuchen wir das ganze mal zu kategorisieren:
- Gebraucht oder neu:
Eine Frage, die man sich nur selbst beantworten kann. Generell ist es wichtig, bei der ersten Büchse darauf zu achten, dass sie für einen passt. Also geht mit der Büchse in den Anschlag und achtet darauf, dass sie gut in der Hand liegt, also führig ist. Diese Kriterien kann sowohl eine neu als auch eine gebrauchte Waffe erfüllen. Natürlich spielt hier dann auch am Ende des Tages noch das Zielfernrohr eine große Rolle, aber das thematisieren wir in einem anderen Beitrag. Solltet ihr einen Vertrauten haben, der euch eine gebrauchte Waffe überlassen möchte, dann ist das sicherlich eine tolle Option, ihr könnt die Waffe in die Hand nehmen und „ausprobieren“. Ich würde aber davon abraten, sich im WWW / einer Plattform einfach was zu bestellen, ohne die Waffe mal in der Hand gehabt zu haben. Das fehlt einem am Anfang einfach noch die Erfahrung für einen Blindkauf. Ich selbst, und ich würde es wieder so machen, habe mich dazu entschieden, meine erste Ansitzwaffe bei einem Waffenhändler in der Nähe zu kaufen. Hier empfiehlt es sich auf alle Fälle zu vergleichen. Oft bekommt man die bessere / ehrlichere Beratung bei einem kleinen Büchsenmacher oder Waffenhändlern, als bei großen Ketten (nennen wir diese mal Frank und Monika;-)) Uuuund, meist auch zu besseren Konditionen. Noch immer bin ich mit meiner Ansitzwaffe und dem gewählten Setup sehr glücklich und ich vermute, dass mich diese auf bis zum Ende meines Jägerlebens begleiten wird. Aber hängt natürlich immer auch vom nächsten Punkt, dem Budget ab!
- Budget
Auch das ist eine sehr individuelle Frage! Wie dick ist der Geldbeutel? Das kann man nur schwer mit guten Ratschlägen beeinflussen. Doch lasst uns doch erst mal von dem Fall ausgehen, dass auch ihr mit einem endlichen Budget auskommen müsst. Wir ihr euch sicherlich denken könnt, gibt es nach oben hin keine Grenzen, doch sollte man ein, ich möchte mal sagen, „Circa-Gefühl“ entwickeln, wo es los geht und wo man nach objektiven Maßstäben aufhören sollte. Also, Butter bei die Fische: Ich würde sagen, dass wir uns zwischen 1.500 EUR und 6.000 EUR in einem „sinnvollen“ Bereich bewegen, ich möchte aber hier keinem zu nahe treten der drunter oder drüber ist! Wenn man eher im unteren Bereich angelt, aber natürlich auch weiter oben, sollte man immer noch im Auge haben, wir brauchen ja noch ein Zielfernrohr, eine passende Montage und ein paar EUR Luft, sollte der Waffendealer eures Vertrauens noch ein paar Euros für Montage und Einschießen haben wollen. Die Kosten für ein Futteral und einen passenden Riemen sollte man auch nicht vergessen.
- Späterer Zweck:
Hier können wir grob zwei Anwendungszwecke identifizieren. Als aller erstes ist hier der klassische Ansitz zu nennen. Hier kann man gerne einen etwas längeren Lauf wählen und auch, wenn man das möchte, sich eine schöne Holzkasse aussuchen. Auch bin ich ein großer Freund von Lochschäften, liegt einfach klasse in der Hand. Suchen wir eher eine Waffe fürs Durchgehen oder für Drückjagden, also eine „sog. Drückjagdhure“ (bitte beschwert euch nicht bei mir, ich haben den Begriff nicht erfunden), dann würde ich persönlich einen kürzeren Lauf und eine Kunststoffschäftung empfehlen, denn die Waffe kann hier sehr schnell Schaden nehmen und das wäre bei einer schönen Holzklasse 5 Schäftung sehr ärgerlich. Bitte bedenkt bei der Länge des Laufes auch noch, dass ihr (ziemlich sicher) noch einen Schalldämpfer benötigen werdet (siehe z.B. hier) und mit allzu langen Läufen auch gerne mal ans Kanzeldach anstoßt.
- Art bzw. Funktionsweise:
Die Themen der verschiedenen Verschlusssysteme, oder ob wir über einen klassischen Repetierer oder einen Halbautomaten sprechen, sind uns ja hinreichend im Jagdkurz beigebracht worden, sodass ich an dieser Stelle darauf verzichte, auf alle Bereiche näher einzugehen. Aber ohne große Umschweife möchte ich auch sofort auf meine Präferenzen eingehen. Ich selbst führe und empfehle einen Geradezugrepetierer, da dieser äußerst schnell zu repetieren ist und sehr variabel einsetzbar ist. Auf dem Markt gibt es momentan meist deutsche oder österreichische (eher im Hochpreissegment liegende) Vertreter, die von sehr guter Qualität sind, aber halt auch ein paar Mark mehr kosten. Doch bekomme ich bald eine erste Demowaffe der Marke Savage, die ebenfalls ein Geradezugrepetiersystem besitz und auch noch ganz einfach auf ein Linkssystem (ich bin nämlich ein Linksschütze) umbauen lässt, ich bin gespannt. Als second best Option würde ich, und tue es auch, auf einen klassischen Repetierer zurückgreifen. Meist etwas günstiger, nicht so schnell in der Schussfolge aber absolut und ohne Einschränkung zu empfehlen. Gerade bei der ersten Büchse würde ich aber von einem Kipplaufsystem oder einen Halbautomaten abraten. Bei der Kipplaufbüchse ist man ganz einfach in der Kapazität der Munition eingeschränkt, gerade an Anfang kann es sein, dass man mal einen zweiten oder dritten Schuss nachsetzen muss. Das Gegenteil ist beim Halbautomaten der Fall, dieser verleitet sehr schnell dazu, seinen nervösen Finger tanzen zu lassen und ohne Not gleich alle drei Schüsse auf einmal abzugeben. Aber auch hier, wenn man das unbedingt will, dann bitte… Und nach der ersten Büchse ist ja meist nicht Schluss, also kann man sich solche Vertreter auch gerne im Nachgang besorgen, wenn man will. Wie schon erwähnt, habe ich hier die kombinierten Waffen außer Acht gelassen, da werde ich gerne mal in einem späteren Artikel darauf eingehen.
Die drei Bilder zeigen euch beispielhaft zwei Geradezugrepetiersysteme, nämlich die Strasser RS14 und die Merkel Helix und ein herkömmlichen Repetieren, die Savage 110 Tactical, jeweils im Kaliber .308 Win.
- Kaliber
Über kein Thema streiten und diskutieren Jägerinnen und Jäger mehr als über das „richtige“ Kaliber, eine Wissenschaft für sich! Auch an dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass das geschriebene Wort meine persönliche Meinung widerspiegelt aber nicht die Absolution vor dem Herrn darstellt! Ich kann und möchte euch auch hier nur eine Empfehlung abgeben. Wie so oft, muss man sich die Frage stellen, was will man mit der Munition später anstellen. Klar sollte sein, dass wir gerade bei der ersten Ansitzbüches darauf achten, dass wir ein hochwildtaugliches Kaliber wählen. Für allgemein, außer wir jagen in den bayrischen Alpen, sind wir alle Flachlandtiroler, die ihre Schüsse meist auf Distanzen um die 100 Meter (gerne auch mal ein paar Meter mehr) abgeben. Somit brauchen wir kein hochpotentes Kaliber, wo wir auch noch in 1.000 Metern unser Ziel treffen (maßlose Übertreibung). Ich für meinen Teil verwende jagdlich die Kaliber .308, 30.06 und 8x57IS. Alles klasse und vor allem variable Kaliber, mit denen man die „üblichen“ Jagddistanzen überbrücken kann. Ihr habt es wahrscheinlich schon geahnt, auch hier kann man ohne Probleme eine Dissertation verfassen, vor allem was dann auch die Wahl des Geschosstyps angeht. Aber lasst euch nicht ins Bockshorn jagen, euer Büchsenmacher oder Waffenhändler wird euch hier richtig beraten und ihr seht im Nachgang selbst, ob es die richtige Wahl war oder ihr wechseln solltet. Noch eine Anmerkung zum Schluss, auch wenn man jagdlich eher nicht so die großen Mengen an Munition verbraucht, so kann es durchaus vorkommen, und das empfehle ich sehr, dass Mann / Frau öfters mal den Schießstand seines Vertrauens aufsucht, um zu üben. Aus diesem Grund solltet ihr euch kein zu exotisches Kaliber zulegen, denn um so „abgefahrener“ das Kaliber, um so kostspieliger an der Kasse.
Sollte eines Tages dann die Fabrikmunition nicht mehr euren Ansprüchen genügen, so kann man auch selbst ans Werk gehen. Hier lest ihr mehr zum Thema Wiederladen.
Any Questions so far?
Sprecht oder schreibt mich gerne an, wenn ich euch bei der Wahl eurer ersten oder zweiten oder dritten … Büchse behilflich sein darf!
Weidmannsheil und beste Grüße aus dem schönen Franken!
Alex
Hinweis: unbezahlte Werbung – die im Text erwähnten oder gezeigten Produkte wurden von mir selbst gekauft und bezahlt.